Grenzgänger

Wanderungen und Erlebnisse auf den Grenzen des Zollern-Alb-Kreises
von Dorothea Ruoff

Geht es Ihnen auch so? Wenn ich von einer Reise heimkehre und nach der Abfahrt von der Autobahn die Albkette vor mir auftaucht, frage ich mich „Warum fahren wir im Urlaub so weit weg? Bei uns ist es doch auch sehr schön!“

Der Zollernalbkreis, dieses künstlich 1973 geschaffene Gebilde aus einst hohenzollerischen und württembergischen Gemeinden hat mich in den letzten Jahren immer mehr fasziniert.

Meine Kindheit verbrachte ich am Nordrand des Altkreises Balingen im evangelischen Ostdorf, an der Grenze zum katholisch geprägten Kreis Hechingen. Natürlich waren wir immer der Kreisstadt Balingen zugewandt, politisch, kirchlich, schulisch, kulturell. „Aubenga“(Owingen) lag weit hinter dem Mildersbach, der heute noch die Grenze bildet. Die andere Mentalität der katholischen „Preußen“, aber auch die Äußerlichkeiten wie Feldkreuze, liebevoll geschmückte Kapellen, Fronleichnamsprozessionen und Fasnetsbräuche boten Stoff sich zu reiben, reizten mich aber auch zur Neugierde.

Heute, in einer Zeit, in der sich alles vermischt, verwischen auch die Unterschiede, verarmen wir an Originalen, Gebräuchen, Dialektformen usw. Natürlich wünsche ich mir die Mauern und Grenzen nicht zurück, aber die jetzige Generation könnte schon etwas mehr Bewusstsein und Verständnis für alte Traditionen entwickeln, damit sie besser versteht, woher so manche Mentalitätsunterschiede zwischen den Kreisbewohnern kommen. Ein Beispiel für die Bewahrung solcher Traditionen möchte ich kurz erwähnen:

Die Ostdorfer Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins veranstaltet zu Beginn jedes Jahres eine „Mildersbachwanderung“. Eine reizvolle Wanderung in schöner Natur, möchte man meinen. Aber diese Wanderung ist ein Überbleibsel uralter Traditionen, bei denen die „Ältesten“ der Gemeinden ihre Grenzen mindestens einmal im Jahr abschritten, ob nicht irgendwelche Straftaten, wie das Verrücken eines Grenzsteines, zu beklagen wären. Solche Bräuche leben in vielen Gemeinden fort, nur der ursprüngliche Sinn ist für die meisten Menschen verloren gegangen.

Entstehung von Grenzverläufen

Die älteste Art der Grenzziehung orientierte sich an natürlichen Geländeformen, wie Bächen, Flüssen, hohen Bergspitzen, Bergtraufen, Dolinen oder Höhlen. Beispiel im ZAK sind der Dreifürstenstein, der Himmelberg, das Starzeltal…

Von Menschen geschaffene Werke wie Römerstraßen, Hülben, vorgeschichtliche Hügelgräber, gepflanzte Linden oder Eichen, dienten viele Jahrhunderte als Orientierungsmarken.

Zu Grenzbereichen wurden auch schlecht zugängliche oder landwirtschaftlich kaum nutzbare Gebiete wie steile Schluchten, Sumpfgebiete, extreme Hochlagen, Felsen oder den Menschen unheimliche Stätten.

Diese oft etwas abseits gelegenen Marken zeichnen sich heute durch landschaftlich reizvolle Flächen aus, meistens in Landschafts- oder Naturschutzgebieten gelegen und sind ideal für Erholung suchende Wanderer.

Manche Grenzziehungen orientieren sich nicht an oben genannten Richtlinien, sondern wurden durch willkürliche Besitzerwechsel vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert zu nicht durchschaubaren Zickzacklinien auf der Landkarte.

Deshalb können die Wanderrouten nicht immer genau auf der Grenze verlaufen, sondern berühren sie manchmal nur an einer Stelle.

Ratschläge für die Begehung der Wandervorschläge

Grundsätzlich sind für Wanderungen geeignete Schuhe, am besten wasserdichte und mit gutem Profil ausgestattete Wanderstiefel, empfehlenswert. Im Hochsommer können Halbwanderschuhe oder Treckingsandalen angenehmer sein. Ein kleiner Rucksack, in dem Regenkleidung/Schirm, mindestens ½ l Saftschorle und ein kleines Vesper, Taschenmesser, Papiertaschentücher, Wanderkarte und ein kleines Verbandsset Platz finden, ist ideal.

Walking-Stöcke waren mir bisher eher hinderlich, aber manch einer möchte sie ja nicht mehr missen und ab und zu sind sie beim Abstieg im Geröll sehr nützlich.

Meine Wandervorschläge führen meistens auf markierten Wanderwegen, Sträßchen oder befestigten unmarkierten Wegen. Gelegentlich benutze ich aber auch zugewachsene Pfade, gehe über ein abgeerntetes Feld oder im Wald eine kurze Strecke querfeldein. Solche unbequemen zum Teil abenteuerlichen Strecken finde ich persönlich sehr reizvoll, denn sie fordern unseren Orientierungssinn heraus, d.h. man sollte immer eine gute Wanderkarte zur Hand haben. Es kann trotzdem einmal vorkommen, dass man sich im Wald verirrt. Genügend Zeit sollte eingeplant werden, damit ein Umweg oder der Rückweg angetreten werden kann.

Oft ist es mir passiert, dass in dem Waldstück wegen Waldarbeiten der Weg gesperrt war, durch das meine geplante Tour führen sollte.

Für die Anreise empfehle ich das Auto, doch in den letzten Jahren tut sich im ZAK was auf der Schiene und zu manchen Ausgangspunkten kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn) angereist werden. Die Bahn wurde auch aus finanziellen Gesichtspunkten zu einer echten Alternative durch das Naldo-Gruppen-Tagesticket. Die wiederbelebten Stecken der Rad-Wander-Züge an den Wochenenden im Sommer z.B. von Balingen nach Schömberg,  der Eyachtäler von Hechingen nach Eyach in nostalgischen 60er Jahre- MAN- Schienenbussen oder die Strecke der Zollernalbbahn 2 von Hechingen nach Gammertingen können für einige meiner Tourvorschläge genutzt werden. Info (www.naldo.de oder www.naldoland.de)

Die in diesem Buch vorgestellten Wanderrouten sind sehr unterschiedlich. Sie variieren von reinen Gehzeiten von 1 ¼  bis ca. 4 Stunden. Manche Wanderungen können auch zu langen Tagesetappen kombiniert werden. In die Beurteilung der Schwierigkeitsgrade flossen sowohl die zu überwindenden Höhenmeter als auch die Begehbarkeit der Wege ein. Ich habe die Routen in drei Schwierigkeitsstufen, von leicht (grün), mittel (gelb) bis schwierig (rot) eingeteilt. So ist für den Spaziergänger bis zum sportlichen Wanderer für alle etwas dabei.

Auf Flora und Fauna Rücksicht zu nehmen, sollte selbstverständlich sein. Das heißt, bitte bleiben sie im Frühjahr und Sommer auf den Wegen. In Naturschutzgebieten besteht ohnehin Wegegebot. In der vegetationsarmen Zeit von Herbst und Winter kann auch mal über ein abgeerntetes Feld gegangen werden, ohne dass Schaden angerichtet wird.

Zu guter Letzt: Alles ist im Fluss,  was heute noch gilt, ist morgen schon überholt. Deshalb: Für nicht begehbare Wege, Öffnungszeiten von Gaststätten usw. kann ich nicht garantieren.

Informieren Sie sich im Vorfeld! Die Begehung meiner Wandervorschläge erfolgt auf eigene Gefahr.

Ich wünsche Ihnen viele schöne Stunden an den Grenzen des Zollernalbkreises.

Dorothea Ruoff, Oktober  2010

 

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